Nachhaltigkeit

Künstliches Abdunkeln der Sonne nur bedingt wirksam

Durch Geoengineering liesse sich der Kollaps des westantarktischen Eischildes – eines wichtigen Klimakipppunktes – nicht ohne Weiteres verhindern. Zu diesem Schluss kommt eine im August publizierte Studie der Universität Bern.

Ein Abdunkeln der Sonne würde bedingen, dass eine ganze Flotte von Flugzeugen Millionen von Tonnen Schwefeldioxid-Aerosolen – Schwebeteilchen in einem Gas – in der Stratosphäre ausbringen, und zwar jährlich. Notwendig wäre die zwei- bis dreifachen Menge, die beim Ausbruch des Vulkans Pinatubo im Jahre 1991 freigesetzt wurde – dem zweitgrössten Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts, in dessen Folge die globale Durchschnittstemperatur während rund eines Jahres um etwa 0.5 Grad Celsius sank.

Wie wirksam ein solches Vorgehen wäre, hängt von der Entwicklung der Emissionen ab: gehen sie ungebrochen weiter, liesse sich der Kollaps des Westantarktischen Eisschildes etwas hinauszögern, aber nicht verhindern. In einem mittleren Emissionsszenario könnte es sich jedoch als «effektives Werkzeug» erweisen, um das Kollabieren des Eisschilds zu verlangsamen oder sogar zu verhindern.

Trotz der möglichen Vorteile bilanziert Thomas Stocker, Professor für Klima- und Umweltphysik an der Universität Bern und Mitautor der Studie: «Geoengineering wäre ein weiteres globales Experiment und ein potenziell gefährlicher Eingriff der Menschen in das Klimasystem, was gemäss Artikel 2 der UNO-Klimarahmenkonvention auf jeden Fall verhindert werden sollte.»

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