Äussere Einflüsse wie Ernährung oder Stress beeinflussen unseren Körper stärker als bisher gedacht: Forschende der Universität Bern weisen nach, dass über lange Zeiträume selbst die Gene dadurch verändert werden könnten.
Im letzten Winter des Zweiten Weltkrieges kam es in den Niederlanden zu einer Hungersnot. Kinder, die in dieser Zeit geboren wurden, waren häufig untergewichtig und litten Studien zufolge später im Leben deutlich häufiger an Diabetes, Übergewicht und Herz- und Kreislauferkrankungen. Auch ihre Nachkommen waren bei Geburt oft kleiner als andere Babys – obwohl ihre Mütter während der Schwangerschaft nicht an Nahrungsmangel litten. Die erlebte Hungersnot hatte also generationenübergreifende Auswirkungen. Dasselbe trifft auch auf andere Traumata zu: Vergewaltigungen, Unfälle oder Kriegseinsätze. Sie alle können auch bei späteren Generationen bleibende Spuren hinterlassen.
Umweltbedingungen wie Ernährung oder Stress bewirken, dass gewisse Moleküle an Gene angehängt oder entfernt werden. Dadurch bestimmen diese sogenannten epigenetischen Markierungen mit, welche Gene aktiv sind und welche nicht. Um zu verstehen, ob epigenetische Informationen auch langfristig weitervererbt werden können, untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität Bern in einer Studie den Zusammenhang zwischen der genetischen Vielfalt und einer bestimmten epigenetischen Markierung – der sogenannten DNA-Methylierung – bei freilebenden Fischpopulationen. Dabei zeigte sich: Umweltbedingte Veränderungen, die während der Lebenszeit eines Organismus geschehen, können an nächste Generationen weitervererbt werden – und zwar nicht nur epigenetisch, sondern auch genetisch. Das heisst: Epigenetische Veränderungen können in der Folge auch die Gene selbst verändern und so bleibende Anpassungen erwirken. Mit anderen Worten: Erlebte Traumata könnten sich also nicht nur auf die nächste oder übernächste Generation auswirken, sondern könnten zu permanenten Bestandteilen der DNA werden.