Forschende der Universität Bern haben ein Gel entwickelt, mit dem chronische Darmentzündungen gezielter und mit weniger Nebenwirkungen behandelt werden könnten.
Ein Medikament ist meist am wirkungsvollsten und verträglichsten, wenn es genau dort im Körper verabreicht wird, wo es wirken soll. Wird es hingegen geschluckt oder gespritzt, verteilt es sich im ganzen Körper, was das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht. Forschende des Departements für Chemie, Biochemie und Pharmazie und des Instituts für Gewebemedizin und Pathologie der Universität Bern haben nun ein Gel entwickelt, um entzündungshemmende Medikamente direkt an der Darmwand zu verabreichen. Betroffenen mit Colitis ulcerosa, einer chronischen Darmentzündung, soll dank dieser Innovation gezielter und mit weniger Nebenwirkungen geholfen werden. Für ihr selbstbildendes Gel haben die Forschenden ein Lipid gewählt, das gut verträglich und bereits für den Einsatz bei Menschen zugelassen ist. Bei Raumtemperatur ist es flüssig und kann als Einlauf an die entzündete Stelle im Dickdarm gespritzt werden. Dort formt es sich bei Körpertemperatur zu einem zähen und klebrigen Gel und bleibt während mindestens sechs Stunden haften, wo es den Wirkstoff nach und nach freigibt. Bei Mäusen konnte damit eine akute Darmentzündung erfolgreich behandelt werden. Bevor erste Versuche mit dem sich selbst formenden Medikamentendepot bei Patientinnen und Patienten folgen können, braucht es weitere Tests am Tiermodell. Die Forschenden sind zuversichtlich, dass mit dem Gel die Nebenwirkungen im Vergleich zu den heutigen Therapien reduziert werden können. Das Ziel ist eine patientenfreundliche Colitis-Therapie, die aufgrund der gezielten und kontinuierlichen Wirkstoffabgabe die Symptome effektiver lindert.